Nachbericht – Exkursion 1 und 2

Bericht und Bilder von Hans-Gottfried Haas

Jubiläumsveranstaltungen 750 Jahre Oberwolfach – Nachbericht zu Exkursion 1 und 2

Das Jubiläum 750 Jahre Oberwolfach war und ist auch Anlass für den Schwarzwaldverein Oberwolfach, sich für die Gestaltung des Festjahres mit einigen heimatbezogenen Programmpunkten einzubringen. Der Historie der Gemeinde wendet man sich bekanntlich insbesondere im Fachbereich Heimatpflege zu, für die Fachwart Wolfgang Sum zuständig ist. Mit ihm zusammen hat sich ein kleines Team darum bemüht, örtliche Historie anschaulich in insgesamt vier kleinen Rundwanderungen zu vermitteln. Dabei hat sich insbesondere auch Wegwart Albert Schrempp eingebracht, der zuletzt auch federführend bei der Konzeption und der Ausarbeitung eines „Heimatwegle“ an der Walke gefordert war.

Das schon länger bestehende „Heimatwegle“ im Ortsteil Kirche wurde   für ihn zum Anlass, auch hier drei Abende mit heimatkundlich und ortsgeschichtlich Interessierten jeweils eine kleine abendliche „Runde zu drehen“. Hier ging und geht es noch hauptsächlich darum, an noch vorhandenen Zeugen und Zeugnissen ein wenig in die dahinter verborgene Historie hinein zu leuchten. Am historischen Ort erinnerte er mittels eines an der Dorflinde prangenden Werbeplakats von 1947 an das einen Sommer lang an den Sonntagen aufgeführte Luitgardspiel mit weit über hundert Mitwirkenden.

Ein erster Abendspaziergang  war dem unmittelbaren Ortskern im Ortsteil Kirche gewidmet. Nach der Begrüßung unter der Dorflinde bildeten sich drei Gruppen, die mit Mesnerin Elisabeth Bonath den Kirchturm von Sankt Bartholomäus erklommen, bzw. zeitgleich je eine Runde im nächsten Umkreis  mit Wolfgang Sum und Hans-Gottfried Haas drehten. Abschließend mimte Wolfgang Sum den Verkünder auf dem Lindenplatz. Philipp Pautsch hat ihm erlaubt, die damals neuesten amtlichen und auch „halbamtlichen“ Nachrichten aus Zeiten der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts von traditioneller  Stelle über dem Eingang zum ehemaligen Gasthaus „Zur Linde“ „hinauszuposaunen“. Als letzter einer weit zurück reichenden Dynastie von Verkündern ist vielen im Dorf noch Schuhmachermeister Alfons Scherer in Erinnerung. Allsonntäglich war für die Oberwolfacher nach der „Schpotkirch“ zu erfahren, was für sie wichtig war oder als wichtig erachtet wurde. Einer der Vorgänger von Alfons Scherer soll seinen Vortrag mit einer Einladung beschlossen haben: „Wer von euch heute zum Mittag nichts zu essen hat, der kann zu mir kommen – ich hab nämlich au nix“!

Eine Woche später hatte Albert Schrempp dann Lorenz Armbruster als Assistenten bei der Tour vom Lindenplatz über das „Schießhäusle“ oben am Kirchberg, sozusagen noch als Zeitzeuge gewinnen können. Als letzter Aktiver in der langen Reihe der Oberwolfacher „Böllerer“ mit vormals dem „Hackerjockele-Ernst“ Ernst Bonath und dem „Bese-Engelbert“ hatte sich Lorenz Armbruster die Mühe gemacht, die alte Kanone zum historischen Schießplatz auf den Berg zu transportieren, um das einstige Festtagesanschießen anschaulich zu demonstrieren. In Anbetracht gebotener strenger Vorschriften konnte  dies allerdings nur mit einem abgeschwächten und eher nur symbolischen „Piff-Paff“  nachvollzogen werden. Dank seiner langjährigen Erfahrung wusste er zudem so manch Wissenswertes und mitunter anekdotenhaft Amüsantes zum Besten zu geben.

Themen waren unterwegs auch Historisches vom untergegangenen Wölflehof, die Entstehung der Siedlung als Angebot, günstig ein eigenes Wohnhäuschen  zu erlangen oder wieder unten in der Talsohle die Ergründung der Begriffe Erdenbauernhof mitsamt der Bedeutung der einstigen Ziegelhütte im Gewann Matten. Albert Schrempp hatte hier, wo es um das Geschäft mit Ziegeln, Backsteinen und „irdenem“ Geschirr ging, auch ein altes Büchlein aus dem 19. Jahrhundert mitgebracht, um mit den langen Umrechnungstabellen deutlich zu machen, mit wie vielen verschiedenen Währungen man sich zeitweise herumschlagen musste.

Vor Burggraben wurden alte landwirtschaftliche Gerätschaften samt Handschlitten und „Bennewägele“  in Bezeichnung und Nutzung erläutert, denn hier durch den Burggraben hat so manche Oberwolfacher Taglöhnerfamilie – teilweise mit Kind und Kegel – über viele Jahrzehnte hinweg mühselig den Weg zu den Reutfeldern bis hin zum Stadtweg und Schlösslebuckel am Südhang zurück gelegt. Ziel war  am Ende, die Ruine des „Schlössle“ zu besteigen. Aber aufziehende Regenwolken mahnten zur Umkehr, so dass die Historie um Erbauung und Zerfall der einstigen Burg „Wolfacha“ unter dem schützenden Dach des einstigen „Burggrabe-Molers“ vermittelt wurde.

Ausführlich wurde auf das Geschlecht der Herren von Wolfach und später der Fürstenberger eingegangen, die letztendlich diejenigen waren, die die politischen Gebilde „Stadt Wolfach“ und „Gemeinde Oberwolfach“ in einem langwierigen und wohl auch zeitweise sehr  mühseligen und mit vielen Rückschlägen verbundenen Weg zu den eigenständigen Kommunen der Gegenwart begründet haben. Gefreut hat sich das Organisationsteam mit Albert Schrempp und mit dem Zuarbeiten durch Wolfgang Sum und Hans-Gottfried Haas über die bisher sehr erfreuliche Beteiligung und das dabei gezeigte Interesse der jeweiligen Besuchergruppen, die nicht mit Fragen geizten und selbst ergänzend einiges Interessantes beizutragen wussten.