Nachbericht: „Schätze unserer Nachbarn“ – Zeller Altstadt und Rundofen 10.11.2024
Rekordverdächtige 90 Teilnehmer fanden sich am Sonntag, 10. November 2024, auf dem Parkplatz vor dem Rundofenmuseum in Zell zur fünften Veranstaltung der Reihe „Schätze unserer Nachbarn“ ein, einer gemeinschaftlichen Unternehmung der Schwarzwaldvereine des Bezirks Kinzigtal. Gastgeber war dieses Mal der Ortsverein Zell a. H. Die Begrüßung nahmen der Initiator der kulturhistorischen Wanderungen, Albert Schrempp vom Ortsverein Oberwolfach, und der 1. Vorsitzende von Zell, Manfred Brosamer, gemeinschaftlich wahr, um dann sofort an den Vorsitzenden des Historischen Vereins Zell, Bertram Sandfuchs, zu übergeben. Dieser führte kompetent und sachkundig durch den Nachmittag.
Den Auftakt machte er in der Stadtkirche „St. Symphorian“. Der Namensgeber wird am Seitenaltar als römischer Soldat dargestellt. Als Besonderheit wurde der Kreuzweg, ein Werk von Konrad Schmider, der aus dem Langenbach stammt, erwähnt. Weiter ging es entlang des Gewerbekanals, an dem die ganzen Handwerker ihre Arbeitsplätze hatten, 15 Wasserräder drehten sich an ihm und an seinem Ende betrieben die Gerber ihr „stinkendes Gewerbe“. In der bestens erhaltenen alten Gemeinschaftswaschküche, die ein einzigartiges Bauwerk ihrer Art in Südwestdeutschland ist, wurde nicht nur der Sauberkeit gedient, sondern wohl auch andere „schmutzige Wäsche gewaschen“. Am Rathaus vorbei ging es zum Kanzleiplatz, wo der Storchenturm als „Wartturm“ diente und zähringerischer Stadtgrundriss auf gotischen Spitzbogen trifft.
Auf dem einzig nennenswerten Anstieg verließ die Gruppe die Stadt. Vorbei am Büchsenhof von Orgelbauer Claudius Winterhalter, der zusammen mit dem Künstler Armin Göhringer die berühmte Orgel in Alpirsbach geschaffen hat, erreichte man den Aussichtspunkt „Winterberg Städtleblick“, wobei die Sicht durch Nebel doch leicht eingeschränkt war. Hier übernahm Revierförster Klaus Pfundstein und berichtete über die Entwicklung des Waldes. Vor 1800 zeigte sich das Tal mit kahlen Hängen bis nach oben. Eine Folge rücksichtslosen Einschlages für Bergbau und das Holzexportgeschäft durch die Flößerei. Amsterdam zum Beispiel gründet u. a. auf Bäumen aus Zell. Dem Klimawandel, Borkenkäfer und Hitze begegnet man heute mit Mischwald. Heute finden sich im Zeller Wald 30 verschiedene Baumarten mit den größten Beständen an Tanne, Fichte, Douglasie, Buche, Eiche und Bergahorn.
Über den Naturlehrpfad ging es zurück in den Ort. In der Wallfahrtskirche „Maria zu den Ketten“ berichtete Sandfuchs über zwei Legenden, die zur Namensgebung geführt haben sollen und er zeigte bauliche Besonderheiten auf. Interessant auch die Lage der Kirche genau auf der „Grenze“ zwischen Zell und „Hambe“. Ein letztes Mal setze sich der Tross in Bewegung, um den Rundofen im Museum, einzig erhaltener von vormals fünf seiner Art, zu besichtigen. Ein Unikat und deutschlandweit in dieser Form der größte erhaltene Porzellanbrennofen. Mit Unterstützung von Michael Dahlke vom Rundofen Förderverein wurden dann zwei Gruppen gebildet und die Anwesenden durch das Museum geführt.
Die Teilnehmer erfuhren wie die 3 übereinanderliegenden Brennkammern mit Waren der verschiedenen Fertigungsstufen bestückt wurden. 34 Stunden dauerte ein Brennvorgang vom Hochheizen bis zum Runterfahren. Dabei wurde auch die Technik des „überschlagenden Feuers“ angewendet. Auch die heute unvorstellbaren Arbeitsbedingungen, die schließlich auch zu der berühmten Fabrikrede des Ritters von Bus geführt haben, wurden erwähnt. Im Untergeschoss zeigt eine Ausstellung die historische Entwicklung, beginnend mit der Zeit der Zeller„Hafner“ mit Irdenware bis hin zu Keramik und Porzellan.
Unter großem, anhaltendem Beifall bedankte sich abschließend Albert Schrempp im Namen der Ortsvereine bei den Ausführenden. Bertram Sandfuchs erhielt ein historisches Buch über Oberwolfach, Förster Klaus Pfundstein etwas Hochprozentiges in flüssiger Form. Anschließend an das Sandfuchs-Zitat „Kein Städtle im Badischen Land ist so schön wie Zell “das von Hansjakob stammt, warb Schrempp bereits für die sechste Veranstaltung im Jahr 2025, wo wir auf den Spuren des besagten Hansjakobs wandeln werden und seine Grabkapelle in Hofstetten und den Freihof in Haslach besuchen.
Bericht und Bilder von Herbert Haaser, Wolfach