Rückblick: Rückkehr des Wolfes – Offenhaltung der Landschaft – Exkursion auf dem Moosenmättle
Als Gäste der Wolfacher Ortsgruppe des Schwarzwaldvereins nahmen auch einige Interessierte aus Oberwolfach an der informativen Führung auf dem Moosenmättle von Röcklehofbauer Franz Bruder und dem bekannten Landschaftspfleger Robert Pachollek zu dem aktuellen Thema „Rückkehr des Wolfes“ teil. In der Sitzung des Vorstandes im Schwarzwaldverein Oberwolfach wurde die Thematik nochmals ausführlich diskutiert.
Leider hatten sich zur Belebung der Diskussion auf dem Moosenmättle keine wirklichen Befürworter einer Wolfspopulation eingefunden. Das zaghaft eingeworfene Argument, dass derzeit die Wildschweine mehr Schäden und Arbeit in den Wiesen verursachen als der Wolf lief insofern ins Leere, weil in diesem Bereich die Rottenbildung ja bereits erfolgt ist. Beim Wolf hingegen droht sich die Rudelbildung im Schwarzwald erst zu entwickeln.
Pachollek und Bruder gingen in ihren Ausführungen weniger auf das Für und Wider der Wolfpopulation ein. Vielmehr schilderten sie in sachlicher Weise die Anforderungen, die Wirksamkeit sowie die Auswirkungen eines wolfssicheren Weidetierschutzes.
Einfache und im Unterhalt wirtschaftliche Zäune erfüllen die Anforderungen für die Riss-entschädigungen leider bei weitem nicht mehr. Mobile ca. 1,20 Meter hohe Steckzäune sind zulässig, aber wegen ihrer Höhe bzw. den steinigen Untergründen nicht standsicher. In Steillagen stellen sie auch kein Hindernis für den Wolf dar, da er sie hangabwärts mühelos zu überspringen vermag.
Ein weiteres gravierendes Problem ergibt sich bezüglich der Durchgängigkeit von Wanderwegen. Bisher wurde bei Weidezäunen ein Drehkreuz oder ein Winkeldurchgang als einfache Lösung erfolgreich praktiziert. Das geht mit Blick auf den Wolf nun absolut nicht mehr. Die Weidebetreiber wären künftig auf ein besonderes Bemühen und die Rücksicht durch die Wanderer bzw. Biker angewiesen. Diese sollten nun eine komplizierte Türkonstruktion öffnen und auch wieder sorgsam verschließen. Außerdem sollten sicherheitshalber seitens des Weidebetreibers tägliche Kontrollgänge unternommen werden.
Weiter darf der unterste Zaundraht nicht mit aufwachsendem Gras in Berührung kommen, da bei feuchtem Wetter die deutlich zu erhöhende elektrische Spannung abgeleitet wird. Das bedeutet, dass unter dem Weidezaun in den Wachstumsperioden mehrmals von Hand der Streifen unter dem Zaun freigemäht werden muss.
Auch ist die Haftungsfrage bzw. die Versicherungsproblematik noch nicht geklärt, wenn die Herde in Panik ausbrechen sollte.
Den meisten Wolfs-Naturfreunden sind diese Problematiken und Zusammenhänge nicht bewusst, denn die öffentliche Meinung und die entsprechenden Gesetze entstehen meist in urbaner Umgebung. Selbst landwirtschaftliche Verbände interessieren sich nur am Rande für die Minderheit der für die Offenhaltung des mittleren Schwarzwaldes unentbehrlichen Weidetierhalter.
Wer die Arbeitsbelastung und Situation unserer Bauern in den Tälern und Zinken des mittleren Schwarzwaldes nicht nur aus allzu oft nur schönenden Fernsehsendungen kennt, kann sich leicht ausmalen, wie es um die Motivation dieser zum Teil durchaus als Idealisten zu bezeichnenden Landwirte unter diesen Bedingungen tatsächlich steht.
Es sind deshalb nicht allein Jungvieh, Schafe und Ziegen, die dem Wolf zum Opfer fallen könnten, sondern mit ziemlicher Sicherheit auch unsere vertraute Heimat, wie sie die Einheimischen und Feriengäste kennen und zu schätzen wissen. Schließlich wird die offene aussichtsreiche Landschaft auf dem Tourismussektor zu Recht gepriesen und schließlich auch – die steigende Zahl von Wanderern und Feriengästen beweist es – erfolgreich vermarktet.
(Bericht von Albert Schrempp)