Nachbericht – 3. Teil der Exkursion 750 Jahre Oberwolfach

Bericht von Hans-Gottfried Haas

Die drei historischen Rundwanderungen im Ortsteil Kirche aus Anlass des Dorfjubiläums fanden wieder mit erfreulich guter Beteiligung ihren Abschluss. Der Rundgang am vergangenen Samstag mit Hans-Gottfried Haas und Albert Schrempp startete diesmal „ Vor Burgraben“. Aus eigener familiärer Erfahrung heraus konnte dabei Albert Schrempp auf authentische Weise berichten, wie sich die Ansiedlung zu Füßen der Burg nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt hat. Interessant auch seine Feststellung, wie die drei auf einander folgenden, hier wohnenden Straßenwärter sozusagen das Straßenbauamt im unteren Wolftal innehatten.
Am Beginn des Hofgumpenwegles erfuhr man, dass in diesem Bereich der einstige Kanal für die Burgmühle abzweigte und ein Holzkohlelagerplatz bestanden hatte. Weiter auf dem Wegle war Thema das früher hier etablierte Badeparadies im hinteren und vorderen Hofgumpen und dem Liegeschwal zwischen Bach und Feldern. Es wurde vom großen und kleinen Felsen gesprungen, die Mädchen wurden „gedunkt“ und blutige Füße oder Köpfe gab es auch schon mal, wenn Glasscherben im Sand oder Bachwacken im „Sprungbecken“ übersehen wurden.
Der Frauenbadeplatz lag etwas unterhalb im seichteren Bereich, denn man ging davon aus, dass Frauen ‚“sowieso nicht schwimmen können mussten“ Wiederholt kamen Beschwerden wegen des Badens am Hofgumpen, zumal sich sogar Badegäste aus Wolfach einstellten. Da wurde geklagt, dass die Felder in Mitleidenschaft gezogen wurden, dass man unsittliche Badekleidung trug oder da unten herumtobte statt die Sonntagsvesper zu besuchen. Der Gemeindepolizist sollte die Übeltäter aktenkundig machen, was selten gelang, da die Gesuchten die Bachseite wechselten. Heute hat sich der Lauf der Wolf verändert und nur noch am hinteren Hofgumpen reicht die Wassertiefe an einigen Stellen zum Schwimmen aus.
Viel hatte dann Hans Gottfried Haas zur historischen Ansiedlung Grünach zu erzählen, die durch die Erweiterung mit dem Mühlengrün heute sein anderes Gesicht bekommen hat. Es kann durch genealogischen Hinweis und Erkundungen des Chronisten „Murermarti“ Martin Herrmann gesichert angenommen werden, dass hier über Jahrhunderte und wohl als erste Bewohner die Bergleute der Silbergrube Wenzel im Frohnbach ihre eingeschossigen, hölzernen Behausungen errichteten. Später wurde der Ortsteil zur Wiege des Oberwolfacher Handwerks. Schuster und Weber gab es zuhauf, auch Zimmerleute, Wagner, Küfer und Maurer findet man in den Aufzeichnungen, die der „Murermarti“ 1930 machte. Er hat sogar die damals 178 Bewohner mit Namen und Rufnamen  der Nachwelt überliefert.
59 Kinder waren unter zehn Jahre alt, „alte Leute über sechzig Jahre“ waren es dagegen gerade mal 11. Inzwischen lediglich drei Wohnhäusern mehr, wohnen gegenwärtig nur um die 80 Personen und die Kinder unter zehn kann man an einer Hand abzählen, also die Altersstruktur von damals wurde gänzlich auf den Kopf gestellt! „Aus dem urigen Kinderparadies und dem Handwerkerviertel Oberwolfachs ist quasi eine gepflegte rund einen Hektar umfassende Seniorenwohnanlage geworden.
31 Grünacher mussten in den Ersten Weltkrieg ziehen und elf kehrten nicht mehr zurück. Auch musikalisch waren die Grünacher „voll auf Zack“, spielten doch 27 von ihnen in der Musikkapelle, darunter auch der „Graf von Stoffele“ genannte Richard Sulzmann, zugleich zeitweise Blasbalgtreter in der Kirche, Ratschreiber und auch noch „Posthörnlewirt“, also eine schillernde Persönlichkeit, ähnlich wie der Maurer Abraham Haaser. Er wird bei den Trachtenmusikern bei fröhlichen Zusammenkünften noch heute zitiert: „Er schwimmt ins Lehmes Weiher rum und macht bumbum!“

Bereichert wurden die Ausführungen noch durch einen teilnehmenden Nachfahren des auf Grünach beheimateten Tambourmajors der Musikkapelle von 1908, dem „Gieringer-Päter“ und dessen Tochter, der ebenfalls legendär gewordenen „Sahraklor“ Klara Echle, die von drei Ehemännern, die sie alle überlebte, zehn Kinder hatte und deren freundliches und zufriedenes Wesen älteren Grünachern noch in Erinnerung ist.
Weiter ging es bei der Grünmühle über die obere Brücke hinaus zum Zacherhof. Der Blick in Richtung Mitteltal gab Anlass anschaulich darauf hin zu weisen, wie die ersten Höfe hier je mit einem Streifen Gelände jeweils vom Bergkamm im Osten bis zum Kamm im Westen mit einem Landstreifen auf Sommer- und Winterseite zur Bewirtschaftung von den Grundherren mit Sitz auf dem „Schlössle“ bedacht worden sind. Diese Struktur hat sich bis heute weitgehend so gehalten.
Nach dem Weg über den Kreuzbühl bot sich vom Musikpavillon herunter nochmals als Resümee ein Überblick über die kleine Rundwanderung.
Die Historie zur Musikkapelle und Sagenhaftes vom Zacherhof bildeten den Abschluss der Runde, die mit viel Beifall aufgenommen und erfreulichen Anklang gefunden hat. Erfreulich war auch, dass Manfred Harter als Vertreter des Gemeinderates an der Exkursion interessiert teilgenommen hat.

Eine kleine Schar kehrte abschließend noch im „Posthörnle“ ein, um das eine oder andere des Gehörten noch zu vertiefen. Positive Resonanz fand die Anregung, sich regelmäßig zusammenzusetzen, um aktuell interessierende heimatkundliche Themen, Forschungen und daraus ergebende Fragen anzuschneiden und ein wenig in historische Tiefen und Hintergründe zu schauen.
Weiter zum Thema 750 Jahre geht es am 7. September an der Walke mit Wolfgang Sum, Fachwart für Heimatpflege im Schwarzwaldverein. Er kann dabei auf seine intensive über Jahre andauernde diffizile Forschungsarbeit zurückgreifen, wenn er auf einem „Spaziergang auf historischen Spuren“ über die Siedlungsgeschichte und die Entwicklung der Hofgüter berichten wird.